Ich arbeite aktuell in der Medizinethik in Freiburg an einem BMBF geförderten ELSA-Projekt (Ethical, Legal and Social Aspects) zu ethischen Fragen der Datennutzung in der medizinischen Forschung in enger Zusammenarbeit mit PD Dr. Joachim Boldt und mit vielen weiteren netten Teamkolleg*innen aus Freiburg und Karlsruhe. Besondere Schwerpunkte meiner Arbeit sind dabei zum einen die ethische Einordnung von Vorschlägen, wie die informierte Einwilligung in einem Zeitalter großer Datenmengen gedacht und umgesetzt werden kann. Zum anderen befasse ich mich aktuell mit der Verwendung des Solidaritätsbegriffs in bioethischen Debatten.
Nachdem ich zunächst in Bonn ein Studium der Asienwissenschaften abgeschlossen habe, habe ich mich in Düsseldorf der Philosophie zugewandt, am dortigen Institut für Philosophie meinen Bachelor und Master erworben und anschließend bei Prof. Dr. Simone Dietz promoviert. Mein Arbeitsschwerpunkt lag dabei in der Philosophie persönlicher Beziehungen mit einem Fokus auf Freundschaften. Ich habe Freundschaftskonzeptionen studiert, Formen der Freundschaft sortiert, die besonderen Werte dieser Beziehungsform herausgestellt und schließlich Veränderungen in Zeiten der Digitalisierung reflektiert. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind unter dem Titel Freundschaft in der Reihe Grundthemen der Philosophie bei De Gruyter erschienen.
Während mich Fragen insbesondere der Digitalisierung persönlicher Beziehungen auch weiterhin beschäftigen, war es mir ein Anliegen, im Anschluss an meine Promotion ein stärker interdisziplinäres Arbeiten kennenzulernen. Sosehr ich die Philosophie liebe, so hatte ich über die Jahre doch zunehmend den Eindruck gewonnen, mit meiner eigenen Arbeit eher in internen Diskussionszirkeln festzuhängen, als einen Beitrag zu einer breiten gesellschaftlichen Antwort auf Herausforderungen der Gegenwart leisten zu können.
Ich war daher sehr glücklich, meine Postdoc Phase in Tübingen am Interdisziplinären Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) beginnen zu können, wo ich reichlich Gelegenheit bekam, mich mit Kolleg*innen darüber auszutauschen, wie wir drängenden Fragen unserer Zeit mit philosophischer Methodik angemessen begegnen können und wie philosophische und ethische Arbeit wissenschaftliche und gesellschaftliche Diskurse bereichern kann, ohne aus einer paternalistischen Haltung heraus scheinbar klare Antworten vorzugeben, wo keine klaren Antworten zu finden sind.
Mit einem kurzen Umweg über Chemnitz, wo ich als Mitarbeiterin von Prof. Dr. Minkyung Kim meine Erfahrungen im Bereich der Lehramtsausbildung vertiefen konnte, hat es mich dann in die Medizinethik nach Freiburg verschlagen, wo ich nun meine Interessen im Bereich Ethik der Digitalisierung, des Umgangs mit Daten und KI vertiefe. Es freut mich besonders, dass ich hier über die Medizinethik hinaus auch Kontakt zu Prof. Dr. Veronika Lipphardt (Professorin für Science and Technology Studies) knüpfen konnte, mit der ich insbesondere bestrebt bin, das Trinationale Upper Rhine Network for Science Reflection voranzubringen, das den interdisziplinären Austausch zu Fragen der Wissenschaftsreflexion (im weitesten Sinne) fördert und die Universitäten Basel, Freiburg, Karlsruhe, Straßburg und die Universität Haute-Alsace verbindet.
In Bezug auf meine Kenntnisse der Philosophie bemühe ich mich aktuell zudem, meinen Horizont im Hinblick auf interkulturelle Perspektiven in der Philosophie zu erweitern und damit auch an mein früheres Studium der Asienwissenschaften wieder anzuknüpfen.
Besonders schätze ich an meiner Arbeit den produktiven und inspirierenden Austausch mit Kolleg*innen und freue mich in diesem Sinne auf alle zukünftigen Begegnungen mit Euch/Ihnen und auf die spannenden Fragestellungen, die sich aus diesen Begegnungen sicher ergeben werden!