Unser Seminarangebot

Die akademische Welt ist von zahlreichen Ungleichheiten durchzogen, von denen viele ungerecht sind. Dazu gehören nicht nur Vorurteile gegenüber ethnischen Minderheiten, sondern auch die Abwertung von Frauen oder queeren Personen. Iris Marion Young hat diese Phänomene unter dem Stichwort „strukturelle Ungerechtigkeit“ zusammengefasst. Sie betont, dass diese oft nicht auf die bösen Absichten Einzelner, sondern auf das Zusammenwirken zahlreicher absichtlicher und unabsichtlicher Verhaltensformen zurückzuführen sind. Strukturelle Ungerechtigkeit gibt es sowohl in der akademischen Welt im Allgemeinen als auch in der Philosophie. Das zeigen beispielsweise Zahlen zu Frauenanteilen auf unterschiedlichen akademischen Karrierestufen.1

Institute, akademische Veranstaltungen oder Graduiertenschulen sind soziale Räume. Wenn informelle Ausgrenzungen und winzige Abwertungen in solchen Räumen wiederholt auftreten, entsteht dort ein raues Klima. Darunter können alle leiden. Jedoch sind Menschen, die auch in anderen Bereichen der Gesellschaft mit Ausschlüssen zu kämpfen haben, in stärkerem Maße von informellen Ausgrenzungen und winzigen Abwertungen betroffen. Ein sozialer Raum, in dem ein wertschätzender und diskriminierungssensibler Umgang selbstverständlich ist, hat hingegen ein inklusives Klima.

Mit unserem Seminarangebot möchten wir einen Beitrag zum Abbau struktureller Ungerechtigkeit in der akademischen Welt leisten. Wir wollen dabei einerseits Bewusstsein für Diskriminierung schaffen und individuelle Handlungsspielräume aufzeigen. Andererseits möchten wir Sie dabei unterstützen, an Ihrem Institut (oder anderen Organisationseinheiten vergleichbarer Größe) gemeinsame Vorgehensweisen und Gepflogenheiten zu etablieren, die einem inklusiven Klima förderlich sind.

Das Konzept wurde entwickelt von Prof. Dr. Lisa Herzog, Dr. Deborah Mühlebach, Johanna Müller und Dr. Anna Welpinghus.

Derzeit führt Dr. Anna Welpinghus die Seminare durch. Sie freut sich über Fragen zu diesem Angebot unter der E-Mail-Adresse swip-seminar@posteo.de.

Anna Welpinghus über das Seminarangebot von SWIP Germany

Wir bieten aktuell drei verschiedene Seminare an. Auf Anfrage kann jedes Seminar an Ihren Bedarf angepasst werden.

1. Wie umgehen mit struktureller Ungerechtigkeit am Arbeitsplatz Hochschule?

Wie sollen wir mit konkreten Situationen im universitären Alltag umgehen, bei denen ein Verdacht auf strukturelle Ungerechtigkeit besteht? Welches Vokabular ist hilfreich, um sie zu beschreiben? Wie können wir Probleme thematisieren, ohne zusätzlichen Schaden anzurichten? Oder auch: wie werden wir zu guten Verbündeten benachteiligter Personen?

Als anwesende dritte Person gut auf problematische Situationen zu reagieren, ist nicht immer einfach. Um die Teilnehmenden zu befähigen, zu guten Verbündeten zu werden, werden in diesem Workshop theoretische Hintergründe vorgestellt und konkrete Fallbeispiele interaktiv diskutiert. Damit soll das Bewusstsein für Herausforderungen, aber auch für die eigenen Handlungsmöglichkeiten und für Unterstützungsangebote geschärft werden.

Zielgruppe: Wissenschaftler*innen aller Karrierestufen und Mitarbeitende der Verwaltung.

Inhalte:

  • Was sind strukturelle Diskriminierung und Alltagsdiskriminierung? Welche Begriffe sind hilfreich, um dieses Themenfeld zu beschreiben?
  • Was sind Situationen am Arbeitsplatz Hochschule, die zu struktureller Diskriminierung beitragen? Wie werden sie von unterschiedlichen Akteuren (Betroffene, Täter*innen, anwesende dritte Personen) erlebt?
  • Welche Handlungsmöglichkeiten haben Sie in solchen Situationen, insbesondere als anwesende dritte Person?
  • Mit welchen Verantwortlichkeiten gehen verschiedene Rollen an der Universität einher?

Ziele:

  • Sie vertiefen Ihr Verständnis von Diskriminierung und schärfen Ihre Aufmerksamkeit dafür.
  • Sie lernen unterschiedliche Möglichkeiten kennen, auf Situationen zu reagieren, die zu struktureller Diskriminierung beitragen, und erweitern so Ihren Handlungsspielraum.

Gruppengröße: bis 20 Personen

Sprachen: Deutsch oder Englisch

Dauer: ca. 4 Stunden

Das Seminar kann auch als Webinar (3h 15 min) durchgeführt werden.

2. Wie umgehen mit struktureller Ungerechtigkeit in der Hochschullehre?

Strukturelle Ungerechtigkeit macht auch vor dem Seminarraum nicht halt. Sie kann sich in ausschließendem Verhalten der Lehrkraft zeigen – auch völlig unbeabsichtigtem. Sie kann sich zudem im Umgang der Studierenden untereinander zeigen. Eine weitere Herausforderung ist der Umgang mit Material, das bestimmte Ideologien reproduziert.

Dieser Workshop widmet sich konkreten Situationen aus der Hochschullehre, die zu struktureller Ungerechtigkeit beitragen. Es werden theoretische Hintergründe vorgestellt und konkrete Fallbeispiele interaktiv diskutiert. Damit soll das Bewusstsein für die Herausforderungen, aber auch für die eigenen Handlungsmöglichkeiten und Unterstützungsangebote geschärft werden. Lehrenden soll ermöglicht werden zu guten Verbündeten benachteiligter Personen zu werden.

Dieser Workshop eignet sich auch als Angebot innerhalb von Weiterbildungsprogrammen von beispielsweise Graduiertenschulen oder Hochschuldidaktikzentren.

Inhalte:

  • Was sind strukturelle Diskriminierung und Alltagsdiskriminierung? Welche Begriffe sind hilfreich, um dieses Themenfeld zu beschreiben?
  • Was sind Situationen in der Hochschullehre, die zu struktureller Diskriminierung beitragen? Wie werden sie von unterschiedlichen Akteur*innen (Betroffene, Täter*innen, anwesende dritte Personen) erlebt?
  • Welche Handlungsmöglichkeiten haben Sie in solchen Situationen als Lehrkraft?

Ziele:

  • Sie vertiefen Ihr Verständnis von Diskriminierung und schärfen Ihre Aufmerksamkeit dafür.
  • Sie lernen unterschiedliche Möglichkeiten kennen, auf Situationen zu reagieren, die zu struktureller Diskriminierung beitragen, und erweitern so Ihren Handlungsspielraum als Lehrkraft.

Zielgruppe: Insbesondere, aber nicht ausschließlich, akademisch jüngere Wissenschaftler*innen, die erste Erfahrungen in der Lehre haben.

Gruppengröße: bis 20 Personen

Sprachen: Deutsch oder Englisch.

Dauer: ca. 4 Stunden

Das Seminar kann auch als Webinar (3h 15 min) durchgeführt werden.

3. Best Practices für ein inklusives Klima

Dieser Workshop widmet sich der Frage, welche Gepflogenheiten und Vorgehensweisen („Best Practices“) Institute etablieren können, um ein inklusives Klima zu schaffen. Die Grundlage bietet der von SWIP herausgegebene Good Practice Guide (GPG). Der GPG ist eine Sammlung an Empfehlungen, die Debatten über Best Practices eröffnen sollen.

Im Workshop haben die Teilnehmenden die Gelegenheit, Empfehlungen für Best Practices an ihrem Institut (oder vergleichbarer Organisationseinheit) zu erarbeiten. Dabei führt die Workshopleitung zuerst in das Thema Best Practices ein und stellt bestehende Empfehlungen vor. Schwerpunkt des Workshops ist es jedoch, gemeinsam konkrete Empfehlungen für Best Practices zu formulieren, die zu den Gegebenheiten des teilnehmenden Instituts / der Organisationseinheit passen. Auf diese Weise können zum Beispiel Eingabe in Gremien vorbereitet werden. Die Workshopleitung tritt in diesem Teil als Moderatorin und Prozessbegleiterin auf.

Rahmenbedingungen und thematische Schwerpunkte werden in einem Vorabgespräch festgelegt.

Inhalte:

  • Worin besteht ein inklusives Klima?
  • Welche Empfehlungen für Best Practices für ein inklusives Klima gibt es?
  • Wo werden an Ihrem Institut / Ihrer Organisationseinheit bereits Best Practices gelebt, wo gibt es Handlungsbedarf?
  • Wie lassen sich bestehende Empfehlungen auf die Gegebenheiten Ihres Instituts / Ihrer Organisationseinheit anpassen?

Ziele:

  • Sie verschaffen sich einen Überblick über Best Practices an Ihrem Institut (oder vergleichbarer Organisationseinheit).
  • Sie identifizieren ggf. Felder mit Handlungsbedarf.
  • Sie entwickeln gemeinsam konkrete Empfehlungen für Best Practices an Ihrem Institut / Ihrer Organisationseinheit.

Zielgruppe: Mitglieder eines Instituts (oder anderer Organisationseinheit) aller Statusgruppen.

Gruppengröße: bis 10 Personen

Sprache: Deutsch

Dauer: nach Absprache, in der Regel ein halber Tag.

Es ist grundsätzlich möglich, den Workshop als Videokonferenz abzuhalten. Wir empfehlen aber aufgrund seiner interaktiven Natur ein persönliches Treffen.

1Siehe z.B. die forschungsorientierten Gleichstellungsstandards der DFG 2020. Und: Andrea Klonschinski (im Erscheinen). Frauen in der Deutschen Akademischen Philosophie – Eine Bestandsaufnahme. Zeitschrift für Philosophische Forschung.