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Hallo! Ich bin Kristina Lepold. Seit Oktober 2020 bin ich Juniorprofessorin für Sozialphilosophie/Kritische Theorie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Vor Kurzem bin ich auch in den Vorstand von SWIP gewählt worden, worüber ich mich sehr gefreut habe. Es gibt in der Philosophie noch einiges zu tun für Frauen*, aber auch für andere benachteiligte Gruppen. Bei SWIP und auch jenseits von SWIP möchte ich einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass die Dinge sich weiter zum Besseren verändern.

Bevor ich 2020 nach Berlin gekommen bin, war ich wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Goethe-Universität Frankfurt, erst bei Axel Honneth, später bei Martin Saar. (Eine ausführlichere Biographie findet sich auf meiner Website, dazu einfach hier klicken.) In Frankfurt wurde ich 2017 auch mit einer Arbeit zu ambivalenter Anerkennung promoviert. Vor einigen Monaten ist meine Doktorarbeit in stark überarbeiteter Form als Monographie unter dem Titel Ambivalente Anerkennung bei Campus erschienen (in der Reihe „Frankfurter Beiträge zur Soziologie und Sozialphilosophie“, die vom Frankfurter Institut für Sozialforschung herausgegeben wird, zur Seite des Buchs beim Verlag geht es hier).

Die Grundidee meines Buches kann man so erläutern: Dass Anerkennung etwas Positives ist, würden die meisten von uns wohl spontan bestätigen, und so wird Anerkennung auch in der sozialphilosophischen Diskussion üblicherweise gesehen. Mir geht es darum zu zeigen, dass Anerkennung jedoch ambivalent sein kann. Anerkennung kann ambivalent sein nicht etwa deshalb, weil sie am Ende für Personen „irgendwie doch nicht so gut ist“, sondern weil Anerkennung verstrickt sein kann in die Aufrechterhaltung problematischer gesellschaftlicher Arrangements (zum Beispiel problematischer Geschlechterverhältnisse). In meinem Buch setze ich mich unter anderem intensiv mit den Ansätzen von Axel Honneth, aber auch von Louis Althusser, Pierre Bourdieu und Judith Butler auseinander, die für mich Ressourcen bilden, um mein eigenes Argument zur Ambivalenz der Anerkennung zu entwickeln. In einem Podcast, den ich mit Sarah Sandelbaum aufgenommen habe (und der hier zu finden ist), erkläre ich noch etwas ausführlicher, was ich in dem Buch mache.

Derzeit interessiere ich mich in meiner Forschung unter anderem für Fragen von race und Rassismus. In der deutschsprachigen Philosophie ist über diese Fragen bislang sehr wenig nachgedacht geworden, was sich gerade langsam zu ändern beginnt. Mit meiner wunderbaren Kollegin Marina Martinez Mateo, die seit Kurzem die Juniorprofessur für Medien- und Technikphilosophie an der Akademie der Bildenden Künste München innehat, habe ich gerade bei Suhrkamp einen Reader zum Forschungsfeld der Critical Philosophy of Race herausgegeben, der zentrale Texte aus der US-amerikanischen philosophischen Debatte erstmals in deutscher Übersetzung und an einem Ort zusammenbringt. Ich hoffe sehr, dass der Reader ein paar Impulse für die deutschsprachige Diskussion liefern kann. In einem Interview im Deutschlandfunk Kultur (hier anzuhören) sprechen Marina Martinez Mateo und ich mit der Moderatorin Stefanie Rohde unter anderem über die Frage, inwieweit die US-amerikanische Debatte im deutschen Kontext genutzt werden kann, wo aber auch mögliche Schwierigkeiten liegen. Persönlich freue ich mich besonders darüber, dass der Reader zwei wichtige Texte von Sally Haslanger und Tommie Shelby enthält, mit denen ich unter anderem während eines längeren Forschungsaufenthaltes in den USA 2018-2019 einige Gelegenheit zum Austausch hatte und die sehr beeindruckende und tolle Philosoph:innen sind. Sehr traurig ist allerdings, dass einer der in unserem Reader vertretenen Autoren – der großartige Charles W. Mills – in diesem Jahr überraschend verstorben ist. Viele (auch ich) vermissen ihn sehr als eine wichtige Stimme zu Fragen von race und Rassismus in der zeitgenössischen Sozial- und politischen Philosophie.

Zusammen mit Franziska Dübgen, die Professorin in Münster ist, organisieren Marina Martinez Mateo und ich zurzeit zudem eine große Tagung zum Thema „Philosophie und Rassismus“, die im Januar stattfinden sollte, die wir aber aufgrund der pandemischen Situation auf den 6. bis 8. Oktober 2022 verschoben haben. Ziel der Tagung ist es, Forscher:innen aus der deutschsprachigen Philosophie, die sich mit race und Rassismus auseinandersetzen, zusammenzubringen. Es wird sicher spannend! Wer mehr über die Tagung wissen will, findet alle Infos und das Anmeldeformular auf der Homepage der Tagung (unter diesem Link). Alle sind herzlich eingeladen, vorbeizuschauen und mit uns zu diskutieren!