Seit 2014 bin ich Professorin für Philosophie mit dem Schwerpunkt Philosophie des Geistes an der TU Dortmund. Studiert habe ich die Fächer Philosophie und Literaturwissenschaften in Montpellier und Hamburg. Nach einem Forschungsaufenthalt in London habe ich 2004 an der Universität Hamburg promoviert. Danach war ich zunächst für viereinhalb Jahre als wissenschaftliche Referentin in der Geschäftsstelle des Nationalen Ethikrates beschäftigt, später als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Halle, an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie der Berlin School of Mind and Brain und zuletzt an der Universität Mannheim.
Meine Forschungsschwerpunkte liegen in der Philosophie des Geistes (vorrangige Themen sind: Selbstbewusstsein, personale Identität, phänomenales Bewusstsein), in der Erkenntnistheorie und in der Philosophiegeschichte (Kant und Fichte). Darüber hinaus interessiere ich mich für Themen der Sprachphilosophie und der Anthropologie.
Vor und während meiner Promotion habe ich mich hauptsächlich mit philosophiehistorischen Themen beschäftigt, insbesondere mit der theoretischen Philosophie Kants und Fichtes, aber auch mit Descartes‘ Erkenntnistheorie. Im Rahmen meiner Doktorarbeit über Fichtes Theorie der Subjektivität (erschienen 2005) haben mich vor allem Argumente interessiert, die sich in gegenwärtige systematische Debatten einbringen lassen. Dies betrifft beispielsweise die von Fichte vertretene Auffassung, dass die Fähigkeit zu Selbstbewusstsein ein nichtreflektiertes Selbsterleben eines empfindenden Organismus voraussetzt – eine Argumentation, die sich sowohl in neueren analytischen und kognitionswissenschaftlichen Ansätzen (z.B. bei Bermúdez) als auch in phänomenologischen Ansätzen (z.B. bei Zahavi, Gallagher) wiederfindet. Die praktische Fundierung von Selbstbewusstsein, für die Fichte argumentiert, ermöglicht weitere interessante Bezüge etwa zu zeitgenössischen Theorien personaler Autonomie und Selbstevaluationen (z.B. Frankfurt, Bratman).
Nach meiner Promotion habe ich mich vor allem systematischen Themen der Philosophie des Geistes zugewendet. Meine Habilitationsschrift (erscheint 2015) befasst sich mit einem psychischen Phänomen, das ich das „biographische Selbstverständnis von Personen“ nenne. Gemeint ist die Fähigkeit von Personen, sich Persönlichkeitseigenschaften wie „schüchtern“, „gesellig“ oder „ängstlich“ zuzuschreiben, wobei die Personen diese Selbstzuschreibungen begründen, indem sie sich auf Episoden ihres Lebens beziehen. Personen bilden Repräsentationen von eigenen früheren Verhaltensweisen, die sie als typisch betrachten und in ihr Selbstbild integrieren. Dieses Phänomen ist bislang von Theorien so genannter narrativer Identität untersucht worden, welche die beschriebenen Selbstbezugnahmen auf die Konstruktion von Selbst-Narrationen zurückführen (z.B. Carr, Schechtman, Bruner). Meine These ist, dass diese Theorien nur unzureichend erfassen, wie das biographische Selbstverständnis von Personen beschaffen ist. Denn die Eigenschaften von Selbst-Narrationen (z.B. episodische Einheit, Kohärenz, Unterstellung von Rationalität, soziale Einbettung etc.) klären meiner Argumentation zufolge nur einen Teil des Zielphänomens. Explanatorisch relevant sind darüber hinaus strukturelle und epistemische Eigenschaften des Selbstbewusstseins, worüber beispielsweise gezeigt werden kann, warum man mit solchen Selbstzuschreibungen einen besonderen epistemischen Anspruch erhebt (der zumeist allerdings nicht berechtigt ist). Auch wird in vielen existierenden Debatten der Begriff der Identität – in der Bedeutung von „Persönlichkeit“ oder „Persönlichkeitskern“ – uneindeutig verwendet und oft mit dem Begriff der numerischen Identität über die Zeit hinweg verwechselt. Ich mache in meinem Buch einen Klärungsvorschlag und zeige zudem, inwiefern das Bewusstsein, als numerisch identisches Subjekt über die Zeit hinweg zu existieren, die Bedingung für ein biographisches Selbstverständnis ist. In methodologischer Hinsicht verwende ich einen integrativen Ansatz, der sprach- und begriffsanalytische, phänomenologische und empirische Perspektiven miteinander verbindet.
In nächster Zeit möchte ich mich mit dem Thema „Intersubjektivität“ im weitesten Sinn beschäftigen. Für besonders relevant und bislang noch wenig untersucht halte ich den Zusammenhang von sozialer Kognition (Bedingungen für das Verstehen und Wahrnehmen anderer Personen) und der Natur und Struktur eines „Wir“- oder Gruppen-Bewusstseins.