Ich bin Wissenschafts- und Kulturphilosophin. Einer meiner Arbeitsschwerpunkte in Forschung und Lehre liegt auf der historischen Entwicklung des Verhältnisses von Geistes- und Naturwissenschaften bzw. von Naturkunde und Geistesgeschichte. Dieses Verhältnis untersuche ich vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Besonders intensiv habe ich es bislang anhand der Text- und Bilddokumente sowie der weiteren materiellen Kultur der frühneuzeitlichen Alchemie analysiert. Dies ist auch mein aktuelles Arbeitsthema: Ich schreibe an einer wissensgeschichtlichen Monographie zur Dynamik der Alchemie der Frühen Neuzeit, unter dem Titel „Epistemischer Wandel: Stadien der frühneuzeitlichen Alchemie“. Ich untersuche zudem die Rezeption und Anverwandlung der historischen Alchemie in der Kunst der Moderne und der Gegenwart (bei Künstler*innen wie Anselm Kiefer und Rebecca Horn). Dabei interessiert mich insbesondere wie die Symbole und das Philosophie- bzw. Wissenschaftsverständnis der historischen Alchemiker*innen von den zeitgenössischen Künstler*innen angeeignet und transformiert werden. Ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit sind Travelling Concepts, das heißt interdisziplinäre und historische Verschiebungen im Gebrauch und Bedeutungsgehalt von Begriffen sowie der Effekt der kulturellen Übersetzung. Ich arbeite sehr interdisziplinär zu Symbolen und Begriffen. Methodisch orientiere ich mich dabei unter anderem an Konzepten der Kulturtheorie und der Philosophie sowie der Genderforschung des 20. und 21. Jahrhunderts (wie beispielsweise an den Ansätzen von Aby Warburg, Michel Foucault oder Mieke Bal).
Ich habe Philosophie, Germanistik und Romanistik an der Universität Tübingen im Grundstudium sowie Philosophie und Germanistik an der Freien Universität Berlin im Hauptstudium studiert. Promoviert wurde ich im Jahr 2002 im Fach Philosophie an der Freien Universität Berlin und an der Université de Paris 8. Meine Habilitation erfolgte im Jahr 2008 im Fach Kulturwissenschaft (Kulturtheorie und Kulturgeschichte) an der Humboldt-Universität zu Berlin. Von 2005 bis 2006 war ich Postdoktorandin im DFG-Graduiertenkolleg Geschlecht als Wissenskategorie an der Humboldt-Universität zu Berlin und hatte an der Humboldt-Universität weitere Stipendien inne. 2007 war ich Stipendiatin des Instituts für Europäische Geschichte in Mainz. 2008 war ich als Postdoktorandin am Centre Marc Bloch in Berlin tätig. 2009 war ich Scholar in Residence am Deutschen Museum München. Von 2010 bis 2014 arbeitete ich am Forschungsschwerpunkt Historische Kulturwissenschaften an der Universität Mainz. 2014 nahm ich eine Gastprofessur der Fonte-Stiftung Berlin an der Universität Mainz im Fach Geschichte wahr. Von 2014 bis 2017 war ich Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Erschließung alchemiegeschichtlicher Quellen“ an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Zwischenzeitlich vertrat ich 2016 die Professur im Fach Wissenschaftsgeschichte an der Universität Regensburg. 2017 war ich Fellow an der Chemical Heritage Foundation in Philadelphia/USA (jetzt Science History Institute). Von 2017 bis 2020 hatte ich eine Eigene Stelle (DFG) zum Thema „Epistemischer Wandel: Stadien der frühneuzeitlichen Alchemie“ an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel inne.
Zu meinen wichtigsten Publikationen gehören die Bücher „Häresie und Wissenschaft. Eine Genealogie der paracelsischen Alchemie“ (München: Wilhelm Fink Verlag, 2013) und „Über die Praxis des kulturwissenschaftlichen Arbeitens. Ein Handwörterbuch“, gemeinsam mit Jörg Rogge (Bielefeld: transcript, 2013). In beiden Büchern diskutiere ich Konzeptionen von Wissenschaftlichkeit. Siehe dazu auch meinen Artikel „Grenzen von Wissenschaft / Pseudowissenschaft“, in: Europäische Geschichte Online (EGO), hg. vom Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG), Mainz European History Online (EGO), published by the Leibniz Institute of European History (IEG), Mainz 2015-01-14. URL: http://www.ieg-ego.eu/frietschu-2015-de URN: urn:nbn:de:0159-2014121712 [2015-01-30].
Kontaktdetails: PD Dr. Ute Frietsch, Forscherin an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und Lehrende an der Humboldt-Universität zu Berlin
Arbeitsgebiete: Kulturphilosophie und Epistemologie (Wissenschaftsphilosophie, Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte), Kulturtheorie.
https://www.researchgate.net/profile/Ute_Frietsch