Foto: Nikolai Friedrich

Die leidenschaftliche Auseinandersetzung mit Friedrich Nietzsches Atheismus führte mich zur Philosophie und an die geisteswissenschaftliche Fakultät. Schnell erfuhr ich am eigenen Leib, dass das, was man anfangs besonders hart kritisiert, ja sogar ablehnt, oft das ist, was einem am nächsten ist und zur eigenen (wissenschaftlichen)  Weiterentwicklung wesentlich beiträgt.

2006 schloss ich mein Studium der Philosophie an der Karl-Franzens Universität Graz mit einer Arbeit zur philosophischen Anthropologie Nietzsches und Albert Camus´ ab. Nebenbei studierte ich auch einige Semester „Gesang“ an der Kunstuniversität Graz sowie 2012 an der Kathmandu University in Nepal. 2007 folgte ein Auslandssemester an der Université VIII St. Denis in Paris. Eine intensive und „existentiell-bunte“ Zeit, die die Arbeit an meiner Dissertation wesentlich inspiriert hat. 2009 beendete ich mein Studium der Philosophie an der Karl-Franzens Universität Graz als Doktorin der Philosophie, diesmal mit einer Arbeit zu Nietzsches Frühwerk veröffentlicht unter dem Titel  „Friedrich Nietzsche: Die menschliche Existenz zwischen Hedonismus und Pessimismus“. In der Dissertation ging es darum, Nietzsches lebensphilosophisches Verständnis von Menschsein zu untersuchen und die wesentlichen Existenzialien, die meines Erachtens bereits im Frühwerk des Philosophen maßgeblich festgelegt sind und sich als roter Faden durch Nietzsches Denken ziehen, zu analysieren. Nietzsches Beschäftigung mit Autoren der griechischen Antike sowie mit Schopenhauers Pessimismus ist wesentlich für seine ethische und ästhetische Konzeptionen, wie menschliche Existenz und somit gutes Leben gelingen kann.

Nach dem Abschluss führte mein Weg direkt in die Philosophische Praxis, also vom Elfenbeinturm auf die „Straße“ wie ich es gern nenne, und damit auf zahlreiche Reisen, auf Gastdozenturen nach Nepal, Japan, Peru und Marokko. Seitdem beschäftige ich mich mit Themen Politischer Philosophie und interkultureller Kommunikation, wobei für mich der Dialog als philosophisches „tool“ in der Philosophischen Praxis von besonderem Interesse ist. Seit 2014 lehre ich am ULG Philosophische Praxis der Universität Wien „Gesellschaftskritik und Philosophische Praxis im Kultur- und Kunstbereich“. Klienten und Unternehmen suchen mich allerdings nicht an der Uni auf, sondern partizipieren und fördern Projekte des Vereins für praxisnahe Philosophie, dessen Obfrau ich seit 2011 bin.

Bei aller Praxis liebe ich aber auch die Theorie. Von Oktober 2015 bis Januar 2017 war ich Fellow am Forschungsinstitut für Philosophie in Hannover, wo ich mich vor allem mit der „Stimmlichkeit“ als ästhetisches und politisches Phänomen beschäftigt habe. Diese Zeit am Institut habe ich genossen und sie hat sich für meine weiteren Publikationen als sehr fruchtbar erwiesen. Danach zog es mich allerdings wieder weiter weg. Von Dezember 2018 bis Februar 2019 durfte ich als Residency Awardee am renommierten Adishakti Laboratory for Arts Research in Tamil Nadu, Indien, forschen, quasi an der Schnittstelle von Musik sowie darstellender Kunst und der Philosophie. Eines meiner großen Ziele! Ein weiteres ist, immer wieder interdisziplinär zusammenarbeiten, ungewöhnliche Synergien zu fördern. Insofern freut es mich besonders, seit Herbst 2020 als Universitätslektorin am Institut für Architektur und Entwerfen der TU Wien im Einsatz zu sein und gemeinsam mit den Studierenden über Wohnen, Denken und Handeln nachzudenken. 

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