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Ich bin analytische Philosophin und beschäftige mich mit bioethischen Fragen, insbesondere zu den Themenbereichen Tierethik, Stammzellforschung und anderen Gentechnologien und Reproduktionsmedizin. Meine Forschung liegt an der Schnittstelle von Philosophie/Ethik, Biologie, Medizin und Jura.

Mein Studium hatte ich ursprünglich mit dem Ziel begonnen, mit Philosophie/Ethik und Germanistik das Lehramt an Gymnasien anzutreten, habe aber schnell festgestellt, dass ich mit Philosophie in der Wissenschaft bleiben möchte. Über die Sprachphilosophie hatte mich die analytische Philosophie durch ihre sprachliche Klarheit, formale Struktur und inhaltliche Logik für sich eingenommen. Allen voran Saul Kripke hat einen starken Eindruck auf mich gemacht und mein philosophisches Denken und Arbeiten geprägt. Gegen Ende des Studiums hat es mich von der theoretischen zur praktischen Philosophie und Bioethik hingezogen, insbesondere durch Fragen zur Tierethik und Stammzellforschung und durch Autor*innen wie Peter Singer, Ursula Wolf und Dieter Birnbacher.

In den letzten Jahren habe ich (zum Teil parallel) in unterschiedlichen, überwiegend interdisziplinären Forschungsprojekten zu Gentechnologien im Allgemeinen und zur Stammzellforschung, Genome-Editing und synthetischen Biologie im Besonderen an der FAU Erlangen-Nürnberg und der BBAW (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften) in Berlin gearbeitet. Die Wahl meines Promotionsthemas zur moralischen Berücksichtigung menschlicher Embryonen hat dabei den Fokus meiner Arbeit auf Statusfragen zu Embryonen in vitro gelegt. 2019 eröffnete mir die Fondation Brocher die einzigartige Möglichkeit, dieses Thema auch im Rahmen eines zweimonatigen Forschungsaufenthalts in Genf zu vertiefen.

Ich setze mich in meiner Forschung vor allem mit Argumentationen auseinander und prüfe sie auf einer logischen, argumentationstheoretischen Basis. Dabei gelange ich häufig zu dem wissenschaftlichen Diskurs entgegengesetzten Konklusionen. Zuletzt habe ich mich im Zuge der aktuellen Forschung an Organoiden mit den Fragen beschäftigt, ob humane „Embryoide“ (aus humanen pluripotenten Stammzellen abgeleitete Stadien der Embryonalentwicklung) menschliche Embryonen sind und ob sie wie menschliche Embryonen geschützt werden sollten. Hier besteht ein starker internationaler Konsens zur Verneinung der ersten und (inzwischen zum Teil partiellen) Verneinung der zweiten Frage, während ich nach Untersuchung der jeweiligen Argumente die erste Frage bejahen und die zweite verneinen würde, obwohl sie von der Gegenposition konsistenterweise eigentlich klar bejaht werden müsste. Gerade in emotional aufgeladenen und rechtlich brisanten normativen Diskursen wie dem um Embryonen in der Forschung kann die analytische Philosophie einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Argumentationen offenzulegen, zu clustern und zu analysieren.

In meiner Dissertation vertrete ich die für spezifische Fragen dieser Art rahmenbildende Position, dass ein starker direkter Schutz menschlicher Embryonen weder aus intrinsischen Fähigkeiten (z. B. dem Entwicklungspotenzial) noch aus extrinsischen Umständen (z. B dem Kontext) abgeleitet werden kann. Eine moralische Berücksichtigung kann lediglich als indirekter schwacher Schutz gestützt werden auf gesellschaftliche Pietätsgefühle gegenüber menschlichen Embryonen in Analogie zu menschlichen Leichnamen. Sich hieraus ergebende Pflichten sind Pflichten der Rücksichtnahme (nicht auf Embryonen, sondern) auf die kulturell geprägten Gefühle anderer Menschen.

Nach den letzten Jahren der Fokussierung auf bestimmte Forschungsbereiche und Fragestellungen möchte ich meine Arbeit auch gerne ausweiten und wieder intensiver in der theoretischen Philosophie, vor allem in der Sprachphilosophie und Philosophie des Geistes, forschen. Eine Frage, die mich momentan interessiert, ist beispielsweise, ob die sprachliche Verwendung des generischen Maskulinums oder auch der Doppelnennung eine Diskriminierung aufgrund des biologischen Geschlechts darstellt und dadurch eine allgemeingültige moralische Sprachnorm zu rechtfertigen ist.

E-Mail: schickl@bbaw.de

Kurz-CV und Publikationsliste

ORCID iD: https://orcid.org/0000-0001-7664-1988