(c) Lena Ganssmann

Der Schwerpunkt meiner Forschung liegt auf Ästhetik und der Philosophie der Kunst. Derzeit arbeite ich zur Funktion literarischer Gattungen. In meinem nächsten Forschungsprojekt möchte ich mich mit dem Neuen in der Kunst, seiner Bedeutung für eine mögliche Bestimmung dessen, was man als Funktion von Kunst verstehen könnte, und dem Begriff der Kreativität befassen. Auch die digitalen Möglichkeiten, die sich für Forschung im Rahmen der Digital Humanities bieten, interessieren mich sehr und ich beziehe sie in meine Forschung ein.

Ich habe Musik/Musikwissenschaft, Gräzistik und Philosophie studiert in Glasgow, Greifswald, Padua und London. Promoviert wurde ich 2014 an der Freien Unversität Berlin mit einer Arbeit zum neuplatonischen Philosophen Olympiodor und seinem Kommentar zu Platons „Gorgias“. Danach war ich als PostDoc-Stipendiatin beim Exzellenzcluster Topoi beschäftigt. Anschließend habe ich die Assistenz am Philosophie-Institut in Bonn vertreten. Dort habe ich v.a. an der Herausgabe des philosophiehistorischen Ueberweg-Bandes zu Spätantike und Kaiserzeit mitgearbeitet.

Mein aktuelles Projekt an der Ruhr-Universität Bochum beschäftigt sich mit der Funktion literarischer Gattungen, daraus soll eine Monographie zum Thema entstehen. Allgemeine Diskussionen in der Philosophie der Literatur/Interpretation beschäftigen sich kaum mit dem Thema literarische Gattungen. Die dort verhandelten Themen (z.B. Intention, Formalismus) werden in der spezifischen Forschung zu literarischen Gattungen kaum aufgegriffen und ausgewertet, was also u.a. Ziel meiner Arbeit ist. Die spezifische Forschung zu literarischen Gattungen unterscheidet sich regional relativ stark in ihrer Herangehensweise. Während im deutschsprachigen Raum ein starker Fokus darauf liegt, zu klären, welche Art Begriffe literarische Gattungen sind, gibt es im anglo-amerikanischen Raum v.a. Forschung, die literarische Gattung als Praxis versteht. Beide Richtungen verwenden wenig Raum darauf sich über die Funktion literarischer Gattungen Gedanken zu machen. Bei meinem Projekt steht diese Funktion im Fokus, also die Frage danach, welche Gründe es dafür gibt, dass einerseits Künstler*innen an Produkte anderer Künstler*innen anknüpfen/sich in Traditionen einschreiben und was andererseits der Mehrwert für Rezipient*innen ist, wenn sie Kunstwerke in dieser Form als geprägt von Mustern erfassen. Dabei geht es mir nicht um eine empirische Untersuchung solcher Motivationen, sondern um eine Analyse von zentralen Begriffen und Handlungen im Zusammenhang mit literarischen Gattungen. Diese Forschung führe ich im Rahmen eines DFG-Projekts zu einer antiken Textform, den Centones, durch. Bestandteil dieses Projektes ist auch eine digitale Edition, in der wir viele technische Möglichkeiten möglichst effektiv für die Erschließung und Präsentation von Texten einsetzen.

Mein nächstes Forschungsprojekt, das ich gerade entwickle, soll die Rolle von Mustern in der Kunst klären. Mich interessiert die Beziehung von Altem und Neuen in Kunstwerken und ob man aus der Bewertung dieses Verhältnisses, die in Antike und Moderne offensichtlich ganz anders gelagert war, etwas über die (unterschiedlichen) Funktion(en) von Kunst herausfinden kann. Dabei scheint mir der Begriff der Kreativität zentral, der einerseits das Schaffen von Kunstwerken in den Fokus nimmt, andererseits gleichzeitig eine Bewertung dieses Schaffens mitführt. Um die Musterverwendung besonders effektiv und mit einem breiten Corpus an Texten und Materialien analysieren zu können, möchte ich auf digitale Hilfsmittel zurückgreifen.

Ich hatte schon immer ein besonderes Interesse im Gebiet der Kunst, bei Topoi habe ich mich intensiver mit dem Thema künstlerische Forschung auseinandergesetzt. Ich interessiere ich mich sehr für die zeitgenössische Jazzszene, engagiere mich seit einigen Jahren in der Kulturpolitik und arbeite ehrenamtlich und mit kleinen Honorartätigkeiten in politischen Organisationen der Jazz- und sonstigen Freien Kunstszene.

Philosophisch interessiert mich dabei die Frage danach, welchen Stellenwert Kunst für ein gutes Leben einnimmt.

Neben meiner wissenschaftlichen Tätigkeit waren mir auch strukturelle Themen der Universität immer wichtig. Ich habe u.a. die online-Zeitschrift eisodos (www.eisodos.org) mitbegründet, die bereits jüngeren Wissenschaftler*innen ermöglichen soll, sich im wissenschaftlichen Publizieren zu üben. Weiterhin habe ich zwei Initiativen mitbegründet, die sich an Frauen in der Antiken Philosophie richten, Women in Ancient Philosophy (https://ancient-philosophy.hu-berlin.de/en/ancient-philosophy/women) und die Arbeitsgemeinschaft zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen der Gesellschaft für Antike Philosophie (https://www.ganph.de/arbeitsgemeinschaften/foerderung-von-nachwuchswissenschaftlerinnen).