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Ich bin Philosophin und arbeite derzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und am Regensburg Center of Health Sciences and Technology der OTH Regensburg. Mein besonderes Interesse gilt der Entwicklung neuer medizinischer Technologien in ihren (potentiellen) Anwendungen und dem damit einhergehenden gesellschaftlichen und ethischen Diskurs. Dabei analysiere ich einerseits den wissenschaftlichen Diskurs auf der Basis philosophischer und ethischer Theorien und versuche andererseits, die Triebkräfte und Haupteinflussfaktoren philosophisch-fundamentaler und rational-zielorientierter Positionen zu rekonstruieren.

Im Rahmen meiner wissenschaftlichen Tätigkeit habe ich in verschiedenen Projekten, meist in interdisziplinären Teams, umfangreiche Kenntnisse zu medizinethisch relevanten Themen erworben, u.a. zu den ethischen Aspekten der Pränataldiagnostik, der Embryonen- und Stammzellforschung, Genom-Editierung und deren (potenzielle) klinischer Umsetzung. Neben vielen anderen Aspekten liegt mein Fokus auf der möglichen Gestaltung der Ärzt*innen-Patient*innen-Interaktion im Bereich des potenziellen Einsatzes der neuen medizinischen Technologien. Dabei nehme ich an, dass der Begriff Patient*in im medizinischen Kontext bestimmte Verpflichtungen seitens der Ärzt*innen impliziert, die durch die intrinsischen Elemente der ärztlichen Profession bestimmt werden. Hierfür halte ich einen teleologischen Ansatz, der auf Aristoteles rekurriert, in Bezug auf die neuen Möglichkeiten der medizinischen Praxis für angemessen. Denn jede Profession, die ausgeübt wird, basiert auf einem Bekenntnis zu dieser und jede erfordert bestimmte Tugenden, die den Vertreter*innen der jeweiligen Profession zur bestmöglichen Leistung qualifizieren, um deren Zwecke zu erreichen, die in der medizinischen Praxis darin bestehen, zu heilen oder Leiden zu lindern.

In den letzten Jahren habe ich mich zunehmend damit beschäftigt, die Fähigkeit von Patient*innen zur informierten Zustimmung/Ablehnung in Diagnose und Therapie mit Hilfe spezifischer klinischer Instrumente zu beurteilen. Dazu führen wir Studien mit Patient*innen in der forensischen Psychiatrie und mit Patient*innen mit einer Demenz-Erkrankung durch. Die Studien dienen dazu, die Einwilligungsfähigkeit und damit das selbstbestimmte Leben dieser Patient*innen möglichst zu fördern. Darüber hinaus dienen sie als Ausgangspunkt für die (Weiter-)Entwicklung spezifischer Leitlinien und konkreter Trainingsprogramme, die den besonderen Bedürfnissen im Rahmen der Diagnostik und Therapie dieser Patient*inne gerecht werden. In jüngster Zeit habe ich mit anderen ein Forschungsprojekt entwickelt, das sich um das Thema Einwilligungsfähigkeit und künstliche Intelligenz in der klinischen Praxis dreht. Da der Respekt vor der Patient*innenautonomie ein zentrales Anliegen ist und durch die informierte Einwilligung erfüllt wird, gehen wir der Frage nach, wie die subjektiven Faktoren des Ärzt*innen die Beurteilung der Einwilligungsfähigkeit des Patient*innen beeinflussen können und ob der Einsatz von künstlicher Intelligenz die subjektive Voreingenommenheit der Ärzt*innen innerhalb des Beurteilungsverfahrens aufheben könnte.

Neben meinem Studium der Philosophie habe ich auch Soziologie studiert und setze das erworbene Wissen in der Konzeption der Lehre für Medizinstudierende ein. Basierend auf Erving Goffmans Konzept der Stigmatisierung versuche ich, die negativen Auswirkungen für den Krankheitsverlauf und Prognose von stigmatisierten und diskriminierten Patient*innen aufgrund ihrer Diagnose nachzuvollziehen. Dabei verbinde ich dies mit den Konzepten der Gerechtigkeit mit dem Ziel, Medizinstudierende und damit zukünftige Ärzt*innen für dieses Thema zu sensibilisieren und die Möglichkeiten von Empowerment der Betroffenen in der Ärzt*inne-Patient*innen-Beziehung aufzuzeigen.

Zukünftig möchte ich im Bereich der Forschung bleiben. Mein Ziel ist es, neue philosophische und ethische Fragestellungen der aufkommenden medizinischen Technologien insbesondere zu künstlicher Intelligenz und zu noch experimentellen Methoden in der Reproduktion wie In-vitro-Gametogenese und artifizieller Uterus zu entwickeln und in einem interdisziplinären Team zu bearbeiten. Denn die neuesten Entwicklungen in der Medizin betreffen nicht nur den Gesundheitssektor, sondern bringen zugleich soziale und gesellschaftliche Herausforderungen mit sich. Daher erscheint es mir als dringlich meine Forschung im Rahmen folgender zwei Fragen zu setzten: zum einem einer eher pragmatischen und zweckorientierten „Welche Chancen und Risiken bringen technologische Innovation mit sich und welche Grenzen wollen wir diesen setzen?“ Und einer eher grundsätzlichen „Welche Art von Technologien wollen wir überhaupt?“.

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Vasilija Rolfes , M.A.

Arbeitsgebiet[e]: Bio- und Medizinethik, etische Aspekte neuer medizinischer Technologien, Stigmatisierung und Diskriminierung im medizinischem Kontext

Arbeitsstelle: Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und am Regensburg Center of Health Sciences and Technology der OTH Regensburg

E-Mail: vasilija.rolfes(at)uni-duesseldorf.de

Twitter: @RolfesVasilija

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