vom 1. Mai 2020
Die aktuell grassierende Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Veränderungen – Gesundheitsgefährdungen durch das Virus, Einschränkung des öffentlichen Lebens, Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage etc. – betreffen uns, wenn auch auf unterschiedliche Weise, alle.
Die Pandemie hat auch negative Auswirkungen auf Studium, Forschung und Lehre der Philosophie im deutschsprachigen Raum: Nicht alle von uns verfügen über die notwendige technische Ausstattung oder das Know-How, um erfolgreich digital zu lernen oder zu lehren. Nicht alle von uns haben die Möglichkeit, sich in gewohnter Weise auf das Philosophieren zu konzentrieren, etwa weil sie stärker in die Betreuung von Kindern oder Angehörigen eingebunden sind, mit Verdienstausfällen zu kämpfen haben oder sich (noch mehr als sonst) um die Verlängerung ihrer Stelle bzw. um ihre zukünftige berufliche Situation sorgen müssen. Viele Arbeitsprozesse, etwa das Ausleihen von Büchern oder die Begutachtung von Artikeln oder Anträgen, verzögern sich auf ungewisse Zeit.
Als deutschsprachige Philosophie-Community sollten wir uns untereinander (und natürlich auch mit allen weiteren Betroffenen) solidarisch zeigen. Denjenigen von uns, die besonders von den Härten der aktuellen Lage betroffen sind (u.a. Personen ohne ausreichende finanzielle Ressourcen, Eltern, Alleinerziehende, Corona-Risikogruppen, prekär Beschäftigte), soll dies weder aktuell noch in den nächsten Monaten und Jahren zum Nachteil gereichen.
Daher begrüßen wir folgende, bereits von anderen Initiator*innen vorgeschlagene Maßnahmen*:
- Die Umwidmung des Sommersemester 2020 zu einem “Nichtsemester” (https://www.nichtsemester.de/cbxpetition/offener-brief/) oder Ausnahmesemester (https://aktuelles.uni-frankfurt.de/aktuelles/ausnahmesemester-erklaerung-von-senat-und-praesidium/).
- Die Verlängerung von befristeten Arbeitsverträgen und Stipendien um mindestens ein Semester (wie zumindest im Ansatz von der DFG umgesetzt, https://www.dfg.de/download/pdf/presse/download/anschreiben-corona_massnahmen_stipendien_fellows.pdf, und vom Netzwerk Mittelbau gefordert, https://www.mittelbau.net/stellungnahme-solidarisch-durch-die-krise-prekaere-wissenschaft-in-der-pandemie/, ebenso wie von der GEW, https://www.gew.de/presse/pressemitteilungen/detailseite/neuigkeiten/gew-volles-semesterprogramm-nicht-auf-biegen-und-brechen-durchziehen/). Eine solche Verlängerung wurde bereits durch eine Übergangsregelung im Wissenschaftszeitvertragsgesetzes ermöglicht (https://www.bmbf.de/de/karliczek-wir-mildern-die-corona-beeintraechtigungen-fuer-studierende-und-wissenschaft-ab-11331.html).
- Die Verlängerung des Bafögs um ein Semester, unabhängig von den im Sommersemester 2020 erbrachten Studienleistungen, so dass Studierende ggf. ihre Verdienstausfälle kompensieren können.
- Eine Lehrdeputatsreduktion für diejenigen, die Sorgearbeit leisten müssen oder aus anderen Gründen stärker als sonst belastet sind. Personen auf Qualifikationsstellen sollten hierbei besonders berücksichtigt werden.
Sicher sind dies nicht alle möglichen Maßnahmen und sicher sind einige hiervon dringender als andere. Auf jeden Fall muss der deutschsprachigen Philosophie-Community klar sein, dass nicht “business as usual” betrieben werden kann. Denn dadurch würden insbesondere diejenigen gefährdet, die ohnehin schon einen schweren Stand im Wissenschaftsbetrieb haben.
SWIP Germany e.V. wünscht allen Gesundheit und gute Nerven in dieser schwierigen Zeit!
Der SWIP Vorstand (Lisa Herzog, Anna Welpinghus, Christine Bratu, Birgit Benzing, Insa Lawler, Deborah Mühlebach, Johanna M. Müller, Anna Welpinghus) mit Unterstützung von Hilkje Hänel, Anna Wehofsits, Christiana Werner und weiteren.
* Einige der genannten Maßnahmen sind nur auf Deutschland anwendbar, weil es in Österreich bzw. der deutschsprachigen Schweiz andere rechtliche Regelungen gibt. Der Aufruf zur Solidarität unter Philosophie-Betreibenden (und darüber hinaus) endet aber natürlich nicht an Staatsgrenzen.
Update: Zu Diskussionen dieser Stellungnahme: https://swip-philosophinnen.org/diskussion-unserer-corona-pandemie-stellungnahme/