Foto: privat

Hallo! Ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich Praktische Philosophie der Freien Universität Berlin. Bevor ich im Herbst 2022 an die FU gekommen bin, habe ich Professuren an der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Hamburg vertreten. Meine Promotion habe ich ebenfalls an der FU Berlin gemacht, mit Zwischenstation an der Columbia University, und war danach für einige Jahre an der TU Dresden.

Meine Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen in der politischen Philosophie und der praktischen Ethik, und zunehmend auch in der Moralphilosophie. Gerade verbringe ich allerdings einen Großteil meiner Arbeitszeit damit, mein erstes Buch mit dem Titel „The Right to Punish. Political Authority and International Criminal Justice“ zu schreiben, das im kommenden Jahr erscheinen soll. Die Grundlage des Buches ist meine 2016 verteidigte Dissertation; allerdings unterscheidet sich das überarbeitete Buch am Ende schon deutlich von der ursprünglichen Version. In dem Buch geht es um die Frage, unter welchen Bedingungen internationale Institutionen, dessen Funktion die strafrechtliche Verfolgung massiver Menschenrechtsverbrechen sind, politische Autorität haben (bekanntestes Beispiel dafür ist der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag). Die Frage nach der Rechtfertigung politischer Autorität ist eins der Hauptprobleme der politischen Philosophie, aber war sehr lange ausschließlich auf den Staat fokussiert. Aber funktionieren Theorien politischer Autorität auch jenseits des Staates? Meine Antwort in dem Buch ist affirmativ, und ich versuche, eine demokratische Rechtfertigung zu entwickeln, unter welchen Bedingungen eben solche Institutionen das Recht haben, zu strafen. Ideengeschichtlich arbeite ich mich da an John Locke und seiner Straftheorie ab, die auf dem etwas verblüffenden (aber auch faszinierenden) Argument beruht, dass Individuen im Naturzustand ein natürliches und gleich verteiltes Recht zu strafen haben. Ich verteidige die Locke’sche Idee der Strafe systematisch, setze mich dann allerdings größtenteils mit der zeitgenössischen analytischen Literatur zum Begriff der Autorität auseinander. 

Wenn das Buch fertig ist, werde ich mich wieder stärker meinem anderen Thema widmen, bei dem es um Fragen von moralisch erheblichen Asymmetrien in interpersonalen Beziehungen geht. Mich interessiert dabei zum Beispiel, ob wir etwas Systematisches darüber sagen können, was asymmetrische Beziehungen sind, ob und wann sie moralisch problematisch sind, und unter welchen Bedingungen – wenn überhaupt – sie mit der Idee der demokratischen und moralischen Gleichheit vereinbar sind. Damit hängt auch die für mich gerade spannende philosophische Literatur zum Phänomen der sozialen Hierarchie zusammen, und die Frage danach, was soziale Hierarchien auszeichnen, und in welchem Verhältnis sie zu relationalen Asymmetrien stehen.

Das Asymmetrie-Thema lässt mich auch in Bezug auf die praktische (oder angewandte) Ethik nicht los. In der Tierethik frage ich mich zum Beispiel, ob wir unsere Verhältnisse mit einigen nichtmenschlichen Tieren sinnvollerweise als kooperativ verstehen können, und was das für unsere Gerechtigkeitspflichten ihnen gegenüber heissen würde. Außerdem finde ich die Frage sehr spannend, ob wir uns (alle?) Tiere und Menschen eigentlich als moralisch Gleiche vorstellen sollten. Das scheint die mehrheitliche Position in der Tierethik zu sein, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie mich überzeugt. Falls nicht, müsste man sich dann der methodisch kniffligen Frage widmen, welche Pflichten wir dann gegenüber moralisch erheblichen, aber nicht moralisch gleichen Kreaturen hätten. Welche Prinzipien könnten hier passen, und warum? Und in der Technikethik bin ich im Moment vor allem an der Frage dran, wie neue Technologien auf soziale Asymmetrien wirken: können wir ihren Einsatz auf eine Weise gestalten, die uns freier und gleicher macht, anstatt uns zu diskriminieren, zu unterdrücken, und zu manipulieren? Es gibt dabei niemand spezifischen, an dem oder der ich mich dabei in besonderer Weise orientiere, aber John Rawls, Elizabeth Anderson, Andrea Sangiovanni und Christine Korsgaard lese ich viel und mit Gewinn, und möglicherweise kommt das hier und da durch.

Seit einigen Jahren bin ich Redaktionsmitglied der Zeitschrift für philosophische Literatur (www.zfphl.org). Dort veröffentlichen wir begutachtete Rezensionen von neueren philosophischen Monographien und Sammelbänden, und das alles natürlich open-access. Ich finde, die Zeitschrift ist eine wirklich großartige Ressource für qualitativ hochwertige und informative Buchbesprechungen – wer es noch nicht kennt, sollte definitiv mal reinschauen!

Kontakt

Dr. Luise Müller

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Institut für Philosophie

Freie Universität Berlin

Arbeitsgebiet: Praktische Philosophie

www.luisemueller.com