Seit dem Wintersemester 2009/2010 bin ich Professorin für Philosophie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und dort Inhaberin des Lehrstuhls für Logik und Grundlagenforschung. Ich habe Philosophie zunächst an meinem Geburtsort Frankfurt am Main studiert. Dort war ich bei Wilhelm Essler am Lehrstuhl für Logik und Wissenschaftstheorie u. a. als wissenschaftliche Assistentin tätig. Ein Promotionsstipendium des DAAD ermöglichte mir zwischenzeitlich einen Forschungsaufenthalt an der Stanford University, und dann habe ich in Frankfurt am Main mit einer Arbeit über logische und semantische Paradoxien promoviert. Danach bin ich als wissenschaftliche Assistentin bei Holm Tetens an die FU Berlin gewechselt, wo ich mich 1998 habilitierte. In meiner Habilitationsschrift beschäftigte ich mich vor allem mit der Frage, welche Konzeption von Wahrheit dem Begriff des Wissens zugrunde liegt (bzw. zugrunde liegen sollte). Nach einer Vertretungsprofessur am Institut für Logik und Wissenschaftstheorie der Universität Leipzig habe ich einen Ruf an die Johannes-Gutenberg-Universität Mainz auf eine Professur mit Schwerpunkt Logik und Wissenschaftstheorie angenommen, wo ich fast zehn Jahre bis zu meinem Wechsel an die Universität Bonn blieb. Während eines Forschungssemesters war ich 2003–2004 Adjunct Professor an der Northern Illinios University, und 2011–2012 war ich zudem Fellow am Lichtenberg-Kolleg der Georg-August-Universität Göttingen. Während meiner bisherigen akademischen Laufbahn habe ich verschiedene akademische Funktionen und Ämter übernommen, wie etwa als Mitglied in Auswahlkommissionen des DAAD, als Vertrauensdozentin der Deutschen Studienstiftung oder als Mitglied im Erweiterten Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Philosophie. Zurzeit bin ich auch Vizepräsidentin der Gesellschaft für Analytische Philosophie und Fachkollegiatin der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Geprägt wurde mein philosophisches Denken vor allem durch die analytische Philosophie und deren Methoden der logischen Analyse und des präzisen Argumentierens. Mein besonderer „philosophischer Held“ ist u. a. David Hume. Meine Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen in der Erkenntnis- und Sprachphilosophie sowie der Logik, Argumentationstheorie und Metaphilosophie. Nicht nur aus akademisch-philosophischen, sondern auch aus persönlichen Gründen interessiere ich mich zudem für Fragen der Tierethik.
Bereits seit vielen Jahren faszinieren mich logische und semantische Paradoxien. Bereits in meiner Dissertation und in einigen Fachartikeln habe ich eine an Überlegungen von Alfred Tarski orientierte „Partielle-Welten-Semantik“ zur Lösung von Paradoxien vorgeschlagen. Derzeit interessiere ich mich auch für parakonsistente bzw. dialetheistische Logiken und deren Auffassungen von Wahrheit und Widerspruch.
Im Bereich der Metaphilosophie arbeite ich zu Fragen der Funktion und Legitimität philosophischer Gedankenexperimente und untersuche die Möglichkeiten und Grenzen intuitionenbasierter Methoden in der Philosophie. Insbesondere beschäftige ich mich mit der erkenntnistheoretischen Bedeutung und Relevanz empirischer Studien zu epistemischen Intuitionen im Rahmen der experimentellen Philosophie.
Im Bereich der Erkenntnistheorie befasse ich mich schon seit einiger Zeit mit philosophischen Konzeptionen des Wissens. Mein besonderes Interesse gilt hier dem Problem des Wissensskeptizismus und der Frage nach dem Verhältnis von Wissen und Zufall. In meinem Buch „Grundthemen der Philosophie – Wissen“ (2013) argumentiere ich für einen Ansatz, in dem Wissen als eine bestimmte wahre Überzeugung ausgezeichnet wird, die auf einer epistemisch sicheren Methode beruht.
Ein weiteres meiner Forschungsgebiete, das an der Nahtstelle zwischen Erkenntnis- und Sprachphilosophie angesiedelt ist, betrifft den Kontextualismus und Relativismus. Zunächst habe ich das Augenmerk auf unterschiedliche Formen des epistemischen Kontextualismus und Relativismus gelegt. In einigen Schriften habe ich versucht zu zeigen, dass kontextualistische und relativistische Positionen in Bezug auf den Wissensbegriff unhaltbar sind, da sie sich in logische Selbstwidersprüche verstricken. Derzeit untersuche ich kontextualistische und relativistische Semantiken allgemeiner. Offensichtlich können Faktoren des Äußerungskontextes den Wahrheitswert einer Aussage bestimmen. Ob ein Satz wahr oder falsch ist, kann z. B. von der Sprecherin, dem Zeitpunkt oder dem Ort der Satzäußerung abhängen. Zudem scheinen manchmal verschiedene subjektive bzw. kultur- oder gesellschaftsabhängige Standards und Werte die Bedeutung von Begriffen sowie die semantischen Gehalte von Aussagen zu beeinflussen. Ein wichtiger Aspekt bei der Analyse dieser Formen der Kontextabhängigkeit und Relativität liegt in der Beantwortung der Frage, wie Dissense zwischen konkurrierenden Positionen trotz sprachlicher Relativierungen aufrechterhalten werden können. In diesem Zusammenhang untersuche ich daher derzeit den Begriff des Dissenses und gehe insbesondere den Fragen nach, welche Formen von Dissensen es gibt, wie sich echte Dissense von bloßen verbalen Disputen unterscheiden und ob sogenannte fehlerfreie Dissense möglich sind. Ein wichtiges Ziel meiner Untersuchungen besteht darin, Kriterien zum Erkennen genuiner Dissense zu entwickeln und Wege zum rationalen Umgang mit Dissensen aufzuzeigen.
Weitere Details und eine Liste meiner Veröffentlichungen finden sich auf meiner Webseite:
http://www.philosophie.uni-bonn.de/personen/professoren/prof.-dr.-elke-brendel