Vera Hoffmann-Kolss © privat
Vera Hoffmann-Kolss © privat
Ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin am Philosophischen Seminar der Universität Köln. Meine philosophische Ausbildung habe ich mit einem Magisterstudium an der Universität Bonn und einem Studienjahr an der Universität Oxford begonnen. Die Promotionszeit hat mich dann an drei verschiedene Orte geführt: zunächst an die Universität Tübingen, anschließend an die Universität Lausanne und zuletzt wieder zurück nach Bonn, wo ich die Dissertation 2008 zum Abschluss gebracht habe. Anschließend war ich wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kognitionswissenschaft an der Universität Osnabrück, habe zwischenzeitlich ein Semester den Lehrstuhl Philosophie des Geistes (Albert Newen) an der Universität Bochum vertreten, und bin seit 2012 auf meiner derzeitigen Stelle an der Universität Köln tätig.
Meine Forschungsthemen liegen an der Schnittstelle zwischen Metaphysik, Philosophie des Geistes und Wissenschaftstheorie. Dabei interessiere ich mich für drei miteinander verwobene Themenbereiche. Aktuell beschäftige ich mich hauptsächlich mit dem Begriff der Kausalität, also der Frage, unter welchen Bedingungen es angebracht ist, ein Ereignis als Ursache eines anderen Ereignisses anzusehen. Eine in der jüngeren Debatte viel beachtete Möglichkeit, sich dieser Frage anzunähern, sind so genannte modelltheoretische bzw. interventionistische Ansätze, die sich u.a. auf Erkenntnisse aus der modernen Statistik beziehen. Die Frage nach der Kausalität wird dann zu der Frage, unter welchen Bedingungen man von statistischen Korrelationen auf das Vorliegen von Kausalrelationen schließen kann. Mich interessiert insbesondere, was sich aus einer solchen – eher empirisch motivierten – Theorie der Kausalität im Hinblick auf die Metaphysik der Kausalrelation ableiten lässt. Ein kontroverser Punkt dabei ist, ob eine solche Theorie der Kausalität geeignet ist, mit höherstufigen Kausalrelationen umzugehen, etwa mit Kausalrelationen zwischen biologischen Ereignissen oder zwischen mentalen und physikalischen Ereignissen, und somit das traditionelle Problem der mentalen Verursachung lösen kann.
Diese Frage ist gleichzeitig Gegenstand des von mir geleiteten Teilprojekts eines deutsch-israelischen Kooperationsprojekts zum Thema Causation and Computation in Cognitive Neuroscience, das ich zusammen mit Jens Harbecke von der Universität Witten und Oron Shagrir von der Universität Jerusalem durchführe. Zudem bildet sie das Bindeglied zum zweiten meiner Interessensgebiete, dem Verhältnis zwischen mentalen und physikalischen Eigenschaften. Hier habe ich mich in der Vergangenheit vor allem mit dem Begriff der Supervenienz beschäftigt, einer formalen Relation, die es ermöglicht, die Abhängigkeit mentaler Eigenschaften von physikalischen Eigenschaften zu beschreiben, ohne auf eine Identitätstheorie oder einen Reduktionismus verpflichtet zu sein.
Mein drittes Interessensgebiet ist die Metaphysik von Eigenschaften. In meiner Doktorarbeit habe ich eine Theorie zur Unterscheidung zwischen intrinsischen und extrinsischen Eigenschaften entwickelt. Intrinsische Eigenschaften sind Eigenschaften, die einem Individuum aufgrund dessen zukommen, wie es selbst beschaffen ist, unabhängig davon, wie die Umgebung beschaffen ist, in der es sich befindet. Paradigmatische Beispiele sind die Eigenschaften eine Masse von 3 kg zu haben oder ein Würfel zu sein. Extrinsische Eigenschaften sind Eigenschaften, deren Instanziierung durch ein Individuum auch von Umgebungsfaktoren abhängig ist. Dies trifft auf Eigenschaften zu wie neben einem Würfel zu liegen oder in einem großen roten Haus zu leben. Anknüpfend an Resultate aus meiner Doktorarbeit beschäftige ich mich in jüngerer Zeit mit Identitätskriterien für Eigenschaften, der Frage also, unter welchen Bedingungen Eigenschaften identisch sind. Diese Frage ist wiederum eng mit dem Begriff der Kausalität verknüpft, da mehrere vielversprechende Kriterien von Eigenschaftsindividuierung auf kausalen Begriffen beruhen.
Wenn man als analytische Philosophin an theoretischen Themen wie Eigenschaftsindividuierung oder Supervenienz arbeitet, stellt sich oftmals die Frage nach der Anwendbarkeit und Verwertbarkeit der erzielten Ergebnisse. Anders als etwa Themen aus der angewandten Ethik, die von direkter Relevanz für unser Leben und moralisches Handeln sind, zielt philosophische Forschung zu theoretischen Begriffen und Themen üblicherweise nicht primär auf Praxisrelevanz ab. Ich bin der Meinung, dass philosophische Forschung dieser Art trotzdem berechtigt und wichtig ist, weil sie Grundlagenforschung im besten Sinne ist, die sich an klaren Fragestellungen und Qualitätsstandards orientiert und im Hinblick auf diese Fragestellungen Fortschritte erzielen kann. Und natürlich hoffe ich, mit meiner eigenen Forschung zu diesem Prozess einen konstruktiven Beitrag leisten zu können.
Mehr Informationen zu meinem Lebenslauf, meinen Publikationen und sonstigen philosophischen Aktivitäten finden sich hier: www.hoffmann-kolss.de.